Thomaskapelle in Lappenstuhl - Foto aus dem Jahr 1998
Dem Weitblick von Herrn Pastor Heinz Wasmuth, Engter, ist es wohl zu verdanken, dass
hier in Lappenstuhl ein Gotteshaus errichtet worden ist. Im Jahre 1954 regte er bereits
an, ein entsprechendes Grundstück zu besorgen. Da die Bewohner Lappenstuhls
überwiegend evangelisch waren, müsste auch eine evangelisch-lutherische Kirche
berücksichtigt werden.
Im Ergänzungsplan Lappenstuhl vom 31. Januar 1955 ist schon eine Kirche in dem
noch nicht zur Verfügung stehenden Grundstück eingezeichnet. Diese Zeichnung
stellte zwar noch keine endgültige Lösung dar, weil noch einige Punkte zu klären
waren. Da zu dem Zeitpunkt das erste ausgewiesene Baugelände bebaut war,
musste mit dem Besitzer des Anschlussgeländes zwischen Malgartener Damm und
Vördener Straße, Herrn Gustav Siegert, Engter-Huxelort, verhandelt werden. Er war
bereit, die gesamte Fläche von 41 000 m² zu verkaufen, wenn dafür ein Ersatzgelände
angeboten würde.
Das geforderte Ersatzgelände konnte von dem Hofe Ellermanns-Erben in Engter (zu der
Zeit bevollmächtigter Vertreter Dr. Korshenrich, Engter) erworben werden. Es handelte
sich dabei um ein Wiesenstück in den Dieven mit einer Größe von 52 275 m².
So konnte sich Lappenstuhl an der Vördener Straße von der Kreuzung Lutterdamm bis
zum Gewerbegebiet weiter ausdehnen.
Die gesamte Fläche kaufte zuerst einmal die gemeinnützige Baugenossenschaft Bersenbrück,
die dann an die Baubewerber weiter verkaufte oder selbst die Bauplätze mit
den Bewerbern bebaute.
Das jetzige Kirchengrundstück (4 201 m²) erwarb die evangelische Kirchengemeinde
Engter am 27. September 1957 von der Baugenossenschaft. Anwesend waren: Pastor
Heinz Wasmuth, Engter, Rektor Felix Klimmt, Engter, Bürgermeister Heinrich Bruning,
Evinghausen, als Vertreter des Kirchenvorstandes Engter, sowie Geschäftsführer Karl
Elsässer von der Baugenossenschaft.
Zum Bau der Kirche, beziehungsweise der Kapelle, ein Bericht von Frau Alma Vor den Tharen, Lappenstuhl:
Die Geschichte der Thomaskapelle findet ihren Anfang nach dem Zweiten Weltkrieg,
als die Einwohnerzahl der Kirchengemeinde Fürstenau durch den Zustrom der Heimatvertriebenen
des deutschen Ostens um das Doppelte anstieg.
Um den um Voltlage wohnenden Gemeindegliedern eine gute kirchliche Betreuung
anbieten zu können, wurde in Voltlage mit Hilfe einer Spende des amerikanischen
Luthertums eine Diasporakapelle erbaut, die von dem berühmten Architekten und
Baumeister, Herrn Bartning, erstellt wurde und am 8. Juli 1951 durch den Landessuperintendent
Brandt, Georgsmarienhütte, feierlich eingeweiht wurde. Die pfarramtliche
Betreuung dieses Gemeindeteiles lag in Händen von Pastor Dr. Neuendorf.
1968 waren allerdings die Vertriebenen bis auf einen winzigen Rest wieder abgewandert,
so dass die Kapelle dort nicht mehr benutzt wurde. Daraufhin plante
Superintendent Stisser den Wiederaufbau der Kapelle an einem anderen Ort.
Als Pastor Wasmuth, der 40 Jahre lang das Kirchspiel Engter betreute, von diesem Plan erfuhr, setzte er sich für den Wiederaufbau der Kapelle in der neu gegründeten Siedlung Lappenstuhl ein. Die Schwierigkeit bestand jedoch darin, ein Bauunternehmen zu finden, das sich zum Abbruch und Wiederaufbau bereit erklärte. Doch dieses Problem konnte mit Hilfe des Bauunternehmers Schütte gelöst werden.
Im Jahre 1970 wurde dann im Juni/Juli der Abbruch vorgenommen. Bis zum Wiederaufbau verging allerdings eine lange Zeit, in der das Baumaterial der Kapelle vor dem jetzigen Zaun gelagert wurde. Nur die guten Teile, wie z. B. der Altar, die Fenster, die Türen und die Bänke, wurden bei Friedrich Bei der Kellen an der Alten Heerstraße aufbewahrt.
Die Einwohner Lappenstuhls, die nun schon gar nicht mehr an einen erfolgreichen Wiederaufbau glaubten, wurden dann allerdings von der Firma Schnieder, die den Aufbau sehr schnell vollzog, vom Gegenteil überzeugt. Auch die Firma Schütte half bei diesem Aufbau tatkräftig mit.
Am 1. August 1971 fand die feierliche Einweihung der Kapelle durch Landessuperintendent
Dr. Schmidt-Clausen statt, bei der die gesamte Siedlung anwesend war.
Der Posaunenchor Engter unterstützte die festliche Stimmung. Nach der Festpredigt
dankte Pastor Wasmuth den Handwerkern, allen freiwilligen Helfern und denen, die
mit Geldspenden geholfen haben.
Anwesend waren auch Landrat Kiesekamp, Epe, Bürgermeister Steinkamp, Engter, und
Wilhelm Unkenholt von der Siedlungsgemeinschaft Lappenstuhl sowie Pastor von
Vintel, Bramsche-Gartenstadt. Sie alle brachten Grüße und Glückwünsche hervor.
Zur Einweihung wurde von der Firma Bannas die Anpflanzung, die Pflasterung,
der Altarteppich und das Altartischtuch sowie das Kruzifix gestiftet. Von der aufgelösten
Kalkrieser Schule wurde das erste Harmonium übernommen. Seitdem wurden schon zwei neue
elektrische Orgeln angeschafft. Alle Instrumente wurden von Frau Margarete Wasmuth seit dem 1.
Januar 1973 bedient, die durch ihre musikalische Begleitung jeden Gottesdienst verschönerte.
Mit Ende des Kirchenjahres am Ewigkeitsonntag (Totensonntag), dem 23. November 1997, endete
der Organistendienst von Frau Wasmuth nach fast 25-jähriger Tätigkeit. In
14-tägigem Wechsel wird ein Festgottesdienst und ein Kindergottesdienst abgehalten.
Zusätzlich finden noch Taufen, Hochzeiten usw. statt.
Nach der Fertigstellung wurde nun nach einem passenden Namen gesucht. Die damalige Lehrerin der Lappenstuhler Schule, Fräulein Peper, schlug daraufhin den Namen Thomas vor. Dieser Name war auf die zweifelnden Einwohner bezogen, denn Thomas wurde in der Bibel als Zweifler dargestellt. Auch wurde ein Zusammenhang zur Johanniskirche in Engter hergestellt. Die Namengebung fand am 6. August 1972 statt. Mit Pastor Groß wurde am 23. August 1981 das 10-jährige Bestehen gefeiert. Im August 1991 wurde dann der 20. Geburtstag mit Pastor Luther gefeiert, und im September 1996 feierte die Kapelle ihr 25-jähriges Jubiläum mit Pastor Beneke.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass dieses ganze Unternehmen ohne die tatkräftige Unterstützung von Pastor Wasmuth, Herrn Heinrich Von Strohe und Zimmermann Hermann Schnieder nicht möglich gewesen wäre. Wir bitten um Gottes Beistand, dass unsere Kapelle noch lange erhalten bleibe.
Hilf mir und segne meinem Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe. (Ev. Gesangbuch 503/13)
Alma Vor den Tharen