Das erste gut gelungene Siedlerfest am 15. Juni 1958 gab dem Festausschuss genügend Ansporn,
um in der Siedlung einen Verein zu gründen. Zu der Gründungsversammlung wurden die Einwohner
von Lappenstuhl zum 19. Juli 1958 in die Gaststätte Loch um 20 Uhr eingeladen. 21 Personen waren
erschienen:
Wilfried Ahrens, Gustav Bettenbrock, Alfred Bogott, Wilhelm Decker, Paul Engler, Walter Feik,
Franz Graschtat, Herbert Hanke, Gerd Hermes, Wilhelm Hermes, Karl Hörnschemeyer, Karl Loch,
Hans Marewitz, Walter Mattke, Ernst Opl, Kurt Papendorf, Arthur Radke, August Sandmann, Heinrich
Schnieder, Franz Seidel, Hermann Wunschock.
Eine längere Diskussion gab es über die Namensgebung. Schließlich einigte man sich auf
"Siedlungsgemeinschaft Lappenstuhl". Warum Siedlungsgemeinschaft? Ein Verein sollte es nicht
werden. Siedlergesellschaft wäre nicht der richtige Ausdruck, denn es sollten alle Einwohner
Lappenstuhls die Möglichkeit haben, sich der Vereinigung anzuschließen. Als Siedler würden sich
unter Umständen die Bewohner der Einliegerwohnungen nicht angesprochen fühlen, da sie ja in dem
Sinne keine Siedler sein könnten. Hier sollte aber jeder mitmachen können.
Reibungslos verlief die Wahl des Vorstandes. Einstimmig wurden gewählt:
Nach einigen Zusammenkünften gab es innerhalb des Vorstandes Meinungsverschiedenheiten.Die führten dazu, dass außer des Gründungsprotokolls über die Versammlungen bis zur Jahreshauptversammlung des Jahres 1960 keine Niederschriften vorliegen.
Am 19. Dezember 1960 kam es unter der Nr. 45 zur Eintragung ins Vereinsregister. Der Antrag vom 8. Oktober 1960 ist von Rechtsanwalt und Notar Dr. Börgen, Bramsche, gestellt und von den Mitgliedern August Sandmann, Hermann Wunschock, Wilhelm Hermes, Willi Vor dem Berge, Franz Graschtat, Hermann Wilking und Franz Seidel unterschrieben.
Querelen unter Parteifreunden führten dazu, dass bis auf den Kassenwart, Franz Graschtat, der
gesamte Vorstand auf der Jahreshauptversammlung am 25. Februar 1967 eine Wiederwahl ablehnte.
Wie erwähnt, hat der Rücktritt nichts mit der Siedlungsgemeinschaft zu tun. Der gesamte Vorstand
musste neu gewählt werden. Anfänglich schien es so, als sollte die Siedlungsgemeinschaft ohne
Führung bleiben. Alle in Vorschlag gebrachten Personen machten mit mehr oder weniger triftigen
Gründen ihre Ablehnung glaubhaft.
Wilhelm Unkenholt erklärte sich schließlich bereit, das Amt des 1. Vorsitzenden zu
übernehmen. Nach der Neuwahl setzte sich der Vorstand wie folgt zusammen:
Im September 1968 wurde eine Jugendgruppe der Siedlungsgemeinschaft gegründet.
Einige Jahre später hat sich die Jugendgruppe aufgelöst.
Der Vorstand der Siedlungsgemeinschaft wurde am 20. Januar 1989 um zwei Beisitzer erweitert.
Einmal im Jahr feiert Lappenstuhl sein "Siedlerfest". Das nunmehr schon über vierzig Jahre.
Von dem ursprünglich einen Tag sind inzwischen drei "Festtage" geworden. In den ersten Jahren
lieh sich die Siedlungsgemeinschaft die Tanz- und Trinkzelte bei den Schützenvereinen Kalkriese
und Schleptrup gegen eine geringe Gebühr aus. Die Zelte mussten geholt und nach der Veranstaltung
wieder zurückgebracht werden. Mitglied Friedrich Brockmeyer stellte Pferde und Wagen zur
Verfügung. Etwa zehn Personen mussten beim Auf- und Abbauen und Verladen der Zelte helfen.
Fahrradstände und Garderoben mussten eingerichtet und bewacht werden, da viele Besucher noch mit
dem Fahrrad kamen und auch ihre Jacken und Mäntel an der Garderobe abgaben. Im Jahre 1961 sind 258 Platzkarten und 297
Tanzkarten verkauft worden. Mitglieder
erhielten Freikarten
Nach 1962 durften die Zelte mit Holzkonstruktionen der Schützenvereine Kalkriese und
Schleptrup aus statischen Gründen nicht mehr aufgestellt werden. Das Siedlerfest wurde 1963
von Sonntag auf Samstag verlegt. Der Zeltverleiher Niermann, Harpenfeld bei Bad Essen, stellte
im Jahre 1963 ein 320 m² großes Zelt auf. Nach zwei Jahren musste wieder gewechselt werden, da
auch Niermann nach 1965 keine Genehmigung durch die Baubehörde mehr erhielt.Damals mussten die
Zelte bei jeder Veranstaltung von der Baubehörde abgenommen werden. Später erhielten die
Zeltverleiher für die Stahl- und Alugerüste Prüfbücher. Dadurch entfielen die ständigen
Abnahmen.
Zum Siedlerfest 1965 stellte die Firma Macke, Ankum, ein 375 m² großes Zelt mit Tischen und
Stühlen für DM 2,20 per m² auf. Der Getränkeausschank und der Thekendienst war für mehrere Jahre
mit dem Wirt Wilhelm Schäfer, Campemoor, vereinbart. Nachdem Schäfer sich eigene Zelte
angeschafft hatte, stellte er sie auch der SGM zur Verfügung. Nach einigen Jahren gab Schäfer
den Zeltverleih und die Wirtschaft in Campemoor auf. Dadurch musste der Vorstand mit neuen
Partnern verhandeln. Im Protokoll der Versammlung vom 31. August 1973 ist aufgeführt, dass das
Zelt 1500 DM, also 500 DM mehr gekostet hat als im Vorjahr. Ein Fehlbetrag war dadurch zu
verzeichnen. Frau Dorothea Loch übernahm mit Sohn Hartmut vorübergehend den Ausschank der
Getränke.
Auf der Versammlung am 22. März 1974 wurde angeregt, das Siedlerfest am 20. und 21. Juli 1974 auf den Sportplatz zu verlegen und erstmalig an zwei Tagen zu feiern. Bierverleger Hans Römer, Holdorf, war bereit, ein Zelt mit einer Größe von 600 m² aufzustellen und den Thekendienst zu übernehmen. Die angebotenen Getränkepreise wurden von den Besuchern der Versammlung als annehmbar bezeichnet. Nach Rücksprache mit Dorothea und Hartmut Loch konnten sie den Bedingungen der Firma Römer nicht zustimmen und lehnten die Bewirtung des Siedlerfestes ab. Zwischen der Firma Römer und der Siedlungsgemeinschaft kam ein langfristiger Vertrag zustande. Seit dem 20-jährigen Bestehen der Siedlungsgemeinschaft wird das Siedlerfest ab 1978 an drei Tagen veranstaltet. Freitagabend findet eine Disco für die jüngere Generation statt. Diese wurde von der Jugendgruppe ins Leben gerufen und anfangs auch selbst organisiert. Samstagnachmittag werden Mitglieder für 20- beziehungsweise 40-jährige Zugehörigkeit zur SGM ausgezeichnet. Anschließend folgt ein Umzug mit dem Musikkorps Lappenstuhl und der Blaskapelle Lappenstuhl durch die geschmückte Siedlung. Gegen 20 Uhr beginnt ein öffentlicher Tanz im Festzelt. Mit einer Kinderbelustigung und einem Platzkonzert des Musikkorps Lappenstuhl beziehungsweise im jährlichen Wechsel mit der Blaskapelle Lappenstuhl beginnt am Sonntag um 15 Uhr die Veranstaltung. Ein eintrittsfreier Tanzabend beendet um 24 Uhr das Siedlerfest.
Nach einer Idee des 1. Vorsitzenden Wilhelm Unkenholt wird ab 1985 sonntags von 16 bis 18 Uhr durch Vogelstechen ein Grafenpaar ermittelt. Ein Holzvogel, der an einer Schnur am Dachgerüst des Zeltes befestigt wird, muss im Abstand von etwa drei Metern auf eine 10er-Schießscheibe geworfen werden. Wer in drei hintereinander folgenden Würfen die höchste Ringzahl erreicht hat, ist "Graf Lappo", der oder die dann den Partner beziehungsweise die Partnerin wählen kann. Bevor am Sonntagabend der Tanz beginnt, werden die Grafenpaare gegen 19 Uhr proklamiert. Ein Kindergraf wird ab 1987 ermittelt. Für ein Jahr behalten die Paare die Grafenwürde.
Die bisherigen Grafenpaare der Siedlungsgemeinschaft:
Das erste Grafenpaar 1985/86: Monika Günther und Manfred Feik
Kindergrafenpaare
Es wurde aber in Lappenstuhl nicht nur gefeiert. Auch bei Arbeiten packten die Einwohner kräftig mit an. So heißt es unter anderem in Paragraph 2 der Satzung der Siedlungsgemeinschaft:
"Der Verein ist gemeinnützig und unpolitisch. Sein Zweck ist die Zusammenfassung aller Einwohner der Siedlung Lappenstuhl.
Von diesen Punkten haben die Mitglieder der SGM in den Versammlungen reichlich Gebrauch gemacht. Es wurden immer wieder Anregungen zur Verbesserung und Verschönerung der Siedlung vorgebracht. Manche Missstände konnten dadurch beseitigt werden.
Früher war im Nebengebäude der Schule ein Werkraum für die Schüler eingerichtet. Ein weiterer Raum war für das Unterstellen von Turngeräten vorhanden. Duschanlagen waren installiert, die auch von den Bewohnern mitbenutzt werden konnten. Nachdem die Räume und Anlagen einige Jahre unbenutzt blieben, regten Mitglieder der SGM an, die Zwischenwände zu entfernen, um einen größeren Gruppenraum zu bekommen. Auf der Versammlung der Siedlungsgemeinschaft am 11. Januar 1969 erklärte Bürgermeister Hermann Steinkamp, Engter, dass der Werkraum der Schule ausgebaut und dann als Gruppenraum benutzt werden kann. Weiterhin gab er einen Überblick über den Stand der Kanalisation des Schmutzwassers und der Straßenbeleuchtung in Lappenstuhl. Mit dem Ausbau des Lutterdamms soll noch 1969 begonnen werden. Als 1973 im Zuge der Schulreform die Volksschule Lappenstuhl aufgelöst wurde, setzte sich Ortsbürgermeister Wilhelm Unkenholt, der gleichzeitig als 1. Vorsitzender der Siedlungsgemeinschaft die Interessen der Siedlung vertrat, dafür ein, das Schulgebäude als Kinderspielkreis einzurichten.
Die sanitären Anlagen des Kinderspielkreises entsprachen nach einigen Jahren nicht mehr der
Vorschrift. Wilhelm Unkenholt verhandelte mit der Stadt Bramsche, den ehemaligen Pausengang als
Toiletten und Waschraum kindgerecht auszubauen. Die äußere Fassade bekam dadurch ein anderes
Erscheinungsbild.
Mit den erforderlichen Umbauarbeiten begannen Mitglieder der SGM im April 1980. Handwerker, vor
allem Maurer und Installateure, wurden benötigt. Aber auch Nichthandwerker unterstützten die
Arbeiten tatkräftig.
Der Gruppenraum wurde erweitert und erhielt den Namen "Siedlertreff". Auch heute noch ist er ein
Ort der Begegnungen. So werden an fast jedem Tag der Woche diverse Veranstaltungen durchgeführt.
Hier einige Beispiele: Die Lappenstuhler Musikanten nutzen ihn zum Üben ihrer Musikfestigkeit.
Dem Spielkreis dient er als Bewegungsraum für die Kinder. Die Klönfrauen, die Theaterguppe, die
Handarbeitsfrauen und der Vorstand der SGM wissen diesen Raum als Treffpunkt zu schätzen. Fast
jedes Wochenende finden Feierlichkeiten wie Geburtstags-, Jubiläums-, Karnevals- oder
Silvesterpartys statt. Dabei wird dieses Angebot auch gerne von außerhalb in Anspruch genommen.
Das Gebäude ist im Besitz der Stadt Bramsche. Das Inventar hat die SGM gekauft.
Der seinerzeit freie, ungepflegte Gemeindeplatz zwischen Von-Bar-Straße und dem Grundstück der
Bauernschänke Loch ist im September/Oktober 1985 von Mitgliedern der SGM mit einem Staket
eingezäunt und als kleiner Park angelegt worden. Der Kreuzungsbereich Von-Bar-Straße/Malgartener
Damm und Park erhielt zur Erinnerung an die Verdienste des damaligen Niedersächsischen
Landtagsabgeordneten und Landrat als Förderer des Baugebietes "Siedlung Lappenstuhl" des
Namen: "Ernst-Bettermann-Platz".
Ernst-Bettermann-Platz
Nach 25 Jahren legte Wilhelm Unkenholt sein Amt als 1. Vorsitzender der Siedlungsgemeinschaft Lappenstuhl e. V. aus Altersgründen nieder. Auf der Jahreshauptversammlung am 28. Februar 1992 kandidierte er nicht mehr. Mit überwältigender Mehrheit wählte man Walter Vor den Tharen zum 1. Vorsitzenden. Gerd Hermes regte an, Wilhelm Unkenholt als Dank für seine langjährige Vorstandsarbeit und seine Verdienste in der Gemeindepolitik zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen. Der Vorschlag wurde einstimmig bestätigt. Im Alter von 79 Jahren erhielt Wilhelm Unkenholt für seine Verdienste in der Politik und im Reichsbund am 18. Dezember 1996 als erster Lappenstuhler Bürger das Bundesverdienstkreuz. Aber auch seine Arbeit für die Siedlung Lappenstuhl, als Politiker und Vorsitzender der SGM wurde mit dieser Auszeichnung gewürdigt.
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